Sondersitzung vom 10.11.2011

 

Die Stadträte und der Stadtverband von Bündnis 90/ Die Grünen, Alzenau trafen sich am Donnerstag zu einer Sondersitzung. Hauptthema des Abends war ein uns allen bekanntes Insekt, der Maikäfer.

Wer kennt ihn nicht? Er ist eines der volkstümlichsten Insekten, das wohl durch seine Massenvermehrung Eingang in viele Lieder und Erzählungen gefunden hat. Der Maikäfer wurde gesammelt und diente als Viehfutter. Die Verfolgung nahm seinen Lauf, als man Mitte des vergangenen Jahrhunderts anfing das Umweltgift DDT zu seiner Bekämpfung einzusetzen. Mit fatalen Folgen. Das Gift reicherte sich am Ende der Nahrungskette, zum Beispiel bei den Greifvögeln an und drängte manche Arten fast an den Rand des Aussterbens. Damals glaubte man, der Maikäfer sei ausgerottet. Nun ist er zurück.

 

Stück für Stück erobert er sich die vorgeschädigten Wälder zurück. Er steuert nach Meinung mancher Vertreter von „Hessenforst“ auf eine Massenvermehrung in den nächsten Jahren zu. Diese Massenvermehrung ist ein Teil der Ökologie unserer heimischen Wälder, die schon manche Belastungen meisterten. In der Natur gibt es keine Übervermehrung; dieser setzt die Natur ihre Grenzen, meint Stadträtin Claudia Neumann. Sie berichtete von einer Informationsfahrt ins hessische Lampertheim, wozu die umliegenden hessischen Kommunen auch das Alzenauer Forst- und Umweltamt und die Stadträte ein geladen hatten. Mit einer früheren Aufforstung der stark geschädigten Flächen, wären solche waldwirtschaftlichen Schäden nicht aufgetreten, berichtete sie. Insgesamt hatte sie den Eindruck, dass die beteiligten Verbände und Vertreter der Kommunen (Hanau, Rodenbach, Großkrotzenburg, Alzenau) keine Begeisterung zu den Bekämpfungsplänen zeigten.

 

Aus ähnlichen ökologischen Bedenken, lehnte Hessens ehemalige Umweltministerin Silke Lautenschläger, CDU, vor Jahren schon in letzter Sekunde den Einsatz von Perfekthion, einem E 605- ähnlichen Gift, ab.

Nun plant Hessen in unmittelbarer Nachbarschaft von Alzenau und Kahl, den Gifteinsatz mittels Flugzeug. Der Privatwaldbesitzer von Emmerichshofen und die Kommune Erlenee sind die ersten Befürworter des Gifteinsatzes. Geplant ist vorerst eine zweimalige Aktion im April und dann im Mai 2012. Hessenforst versucht dafür eine Genehmigung von der Umweltministerin Lucia Puttrich zu bekommen

Stadtrat Roger Kihn vermisst dazu wissenschaftliche Auswertungen aus früheren Einsätzen zum Beispiel in Pfungstadt. Dimethoat, so das Breitbandmittel, auch bekannt unter dem Handelsnamen Perfekthion ist in seiner toxischen Wirkung auf Wirbeltiere, zum Beispiel Fledermäuse, Vögel als Endglieder der Nahrungskette oder deren Fraßfeinde und Wild überhaupt nicht einzuschätzen, so der Stadtverbandsvorsitzende Joachim Bruchhäuser. Äußerst bedenklich seien auch die eventuellen Windverdriftung des Giftes auf umliegende Gebiete zu bewerten. Stadtrat Burkard Jung sieht keine Möglichkeit der Sicherstellung, dass während eines Gifteinsatzes, der Wald menschenleer sei.

Der Naturschutzbund NABU hat den Hirschkäfer, als den Käfer des Jahres 2012 auserkoren. Genau dessen Larven würden mit dem Gifteinsatz sicher vernichtet. Auch deshalb planen die Alzenauer Grünen einen gemeinsamen Informationsaustausch mit den heimischen Naturschutzverbänden, Schutzgemeinschaften, Jägern und weiteren Interessenten. Ziel dieser Veranstaltung ist, die flächendeckende Giftbesprühung per Flugzeug zu verhindern und somit Schäden für unsere Region zu vermeiden. Über eines müssen wir uns klar sein, so Claudia Neumann, wurde einmal angefangen zu besprühen, muss diese Aktion alle vier Jahre wiederholt werden.