Ja zum Naturwaldreservat, Nein zum Friedhof im Wald.


Die Sitzung begann mit der einstimmigen Wahl zweier neuer Feldgeschworener für den Stadtteil Kälberau. Feldgeschworene sind Ehrenamtliche, deren Aufgabe die Überwachung und Abmarkung der Ortsgrenzen ist. Die Gewählten wurden im Anschluss vereidigt und bekamen als Allererste eine Warnweste mit dem Stadtwappen und dem Schriftzug „Feldgeschworener“ überreicht.
Es folgte der Bericht des Bürgermeisters, in dem dieser zunächst auf den kürzlich zugespitzten Konflikt mit der Feuerwehr Alzenau einging. Die Feuerwehr, die seit nunmehr 13 Jahren auf die Realisierung der Planungen für den Neubau des Gerätehauses wartet, hatte dem Rathaus eine erneute Verzögerungstaktik vorgeworfen. Stephan Noll betonte, er wolle den Neubau so schnell als möglich auf den Weg bringen und habe mit der Feuerwehr auch schon ein klärendes Gespräch gehabt.
Eine Anfrage, ob der Meerhofsee auch im Winter geöffnet werden könne, musste Noll negativ beantworten. Man sei dann zur Stellung einer Aufsicht verpflichtet.
Des Weiteren verwies der Bürgermeister auf die begonnen Arbeiten zur Renaturierung des Neuwiesenbaches, die Bepflanzung werde noch in diesem Jahr stattfinden.
Ob in diesem Jahr ein Weihnachtsmarkt stattfinden könne und in welcher Form, sei abhängig von der Pandemielage. Er sei aber fest entschlossen, eine weihnachtliche Veranstaltung im Stadtzentrum zu ermöglichen.
Nach der anschließenden Bürgerfragestunde standen mehrere Tagesordnungspunkte an, die schnell über die Bühne zu bringen waren. Ein Zuschuss über 5000€ zu einem Hospiz- und Palliativzentrum in Aschaffenburg, der Erlass einer Gleichstellungssatzung sowie die Ernennung von Tanja Debes zur Gleichstellungsbeauftragten und die Erweiterung der Kernzonen für das Naturschutzgebiet Alzenauer Sande inkl. eines neuen Pflegekonzepts wurden einstimmig ohne große Diskussion beschlossen. Genauso verhielt es sich mit den beiden am Ende der öffentlichen Tagesordnung stehenden Punkten. Nachdem der Bau-, Umwelt- und Stadtentwicklungsausschuss (BUS) vor einiger Zeit zunächst beschlossen hatte, die Bebauungspläne für den Taunusring aufzuheben, um dort Aufstockungen zum Zwecke der Nachverdichtung zu ermöglichen, war man nun in der Verwaltung zu dem Schluss gekommen, dass dies die städtischen Einflussmöglichkeiten auf die Bebauung zu sehr reduzieren würde und eine Änderung der bestehenden Bebauungspläne daher die bessere Alternative ist. Unsere beiden Vertreterinnen im BUS hatten seinerzeit bereits darauf gepocht, hier das Heft des Handelns nicht aus der Hand zu geben und für die Änderung plädiert. Diese wurde dann vom Stadtrat in der hiesigen Sitzung ohne Gegenstimme auf den Weg gebracht.
 
Bestattungen im Alzenauer Wald?
Nicht so einig war sich der Rat bei dem Thema, ob im Alzenauer Wald Bestattungen zugelassen werden sollten. Bereits beim Waldbegang im Juli war dem Rat diese Möglichkeit vorgestellt worden. Ein millionenschweres Unternehmen, das auf Waldbestattungen spezialisiert ist, hatte Interesse bekundet, auch im Alzenauer Wald eine solche Bestattungsstätte zu betreiben.
Schon im Juli bestand große Einigkeit, dass ein solches Projekt überhaupt nur in kommunaler Hand für Alzenauer Bürger*innen in Frage käme. Bürgermeister Noll bekräftigte auch in der Sitzung nochmal, dass die Bestattungsmöglichkeiten in Alzenau vielfältig sind und mit den Friedparks auch nicht traditionelle angeboten werden.
Auch im Stadtrat überwog die Skepsis. Unsere Fraktionsvorsitzende Claudia Neumann verwies auf die aufwändigen Aufbereitungsmaßnahmen („Ein solcher Friedhof muss dann auch mit dem Rollator begehbar sein“) sowie die Verkehrssicherungspflichten. CSU-Fraktionschef Grebner fürchtete einen zugeparkten Wald bei großen Beerdigungen.
Der zurückhaltend formulierte Beschlussvorschlag von Bürgermeister Noll, die Möglichkeit der Waldbestattungen zunächst gelassen zu prüfen und ggf. später erneut zu bedenken, wurde sodann mit 13 zu 10 Stimmen abgelehnt.
Bis auf Stephan Schmauder war sich der Rat dann aber einig, mehr Baumpflanzungen für Baumbestattungen und ggf. die Schaffung eines weiteren Friedparks in Angriff zu nehmen und fasste einen entsprechenden Beschluss.
 
Zweites Naturwaldreservat
Der Beschluss zur Ausweisung eines weiteren Naturwaldreservats wurde zwar mit nur einer Gegenstimme gefasst, dennoch waren in der Diskussion einige skeptische Worte zu hören.
Forstchef Handlbichler erläuterte, wie es zu dem Vorschlag einer weiteren Ausweisung kam. In einem Naturwaldreservat wird die Forstwirtschaft praktisch eingestellt und der Wald sich selbst überlassen. Das nun vorgeschlagene Stück Aloisenberg hinter den Dörsthöfen eigne sich als Eichenwald besonders für ein solches Schutzprojekt und war auch in der Vergangenheit schon in der engeren Auswahl. Mit diesem Naturwaldreservat sei Alzenau in Bayern wohl die erste Kommune, die gleich zwei solcher Reservate vorweisen könne.
 
Georg Grebner äußerte sich für die CSU-Fraktion skeptisch. In Zeiten, in denen Holz wertvoll sei, falle es ihnen schwer, ein weiteres Waldstück aus der Bewirtschaftung zu nehmen. Nur die guten Argumente von Bernd Handlbichler habe sie nun zur Zustimmung bewegt. Dies müsse nun aber das letzte Reservat dieser Art sein.
Gar nicht darauf einlassen wollte sich Jonas Müller (CSU/JU). Aus seiner Sicht verbaue man damit zukünftigen Generationen die Entscheidungsmöglichkeiten. (Die Aufhebung des Reservats ist zwar möglich, aber mit Hürden versehen.) Er werde deshalb dagegen stimmen.
 
Gänzlich anders positionieren wenige überraschend wir GRÜNE uns dazu. Claudia Neumann betonte für unsere Fraktion, wie wichtig wir den Schutz unserer Wälder und daher solche Schutzprojekte finden. Entscheidungsfreiheit wird zukünftigen Generationen nicht genommen, indem man Ökosysteme unter Schutz stellt, sondern wenn sie zerstört werden. Gerade für eine klimaneutrale Zukunft braucht es einen intakten Wald. Wir hätten uns lediglich noch gewünscht, dass auch die Empfehlung der Biodiversitätsgruppe des Umweltbeirats, das Naturwaldreservat am Aloisenberg auszuweisen, Erwähnung gefunden hätte. Davon abgesehen begrüßen wir den Schritt voll und ganz.