Antrag zum Klimaschutz

wie in der letzten Stadtratssitzung schon mündlich vorgetragen möchten wir hiermit den Antrag zum Thema:

Klimaschutz in Alzenau im Stadtrat einreichen und ausführlich begründen.

Unser Klima ist im Wandel, nicht zuletzt, weil große Mengen des Treibhausgases CO2 das Gleichgewicht in der Erdatmosphäre beeinträchtigen. Mittlerweile stecken wir mitten in der Klimaveränderung, es geht nicht mehr darum ob sich das Klima verändert, sondern die Diskussion der Experten geht um den Grad der Veränderung. Auch wir in Alzenau hatten nach dem wärmsten Winter schon Sommertemperaturen im April. Der Frühlingsmonat war um vier Grad wärmer als der langjährige durchschnittliche April.

 

Der UN-Klimabericht 2007 ist alarmierend: Weltweit könnte die Temperatur um bis zu 6,4 Grad Celsius und der Meeresspiegel um bis zu 59 cm ansteigen. Die Vorräte der fossilen Energieträger sind begrenzt und die Preise steigen kontinuierlich an. Daher gibt es keine Alternative zum Energiesparen und dem verstärkten Einsatz von regenerativen Energiequellen. Außerdem weisen wir darauf hin, dass E-ON gerade in dieser Situation ein 1100 Megawatt-Block des Kraftwerkes Staudinger in Großkrotzenburg errichten will. Wir in Alzenau werden durch seine Abgasfahne, die jährlich 8 Mio. Tonnen klimaschädliches CO2 , 6000 Tonnen Schwefeloxide, und 500 Tonnen krebserregende Feinstäube enthält, direkt bedroht.

Die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen beantragen zum Thema Klimaschutz folgende Punkte:

  1. In neuen und zur Änderung anstehenden Bebauungsplänen werden die Häuser möglichst optimal nach Süden ausgerichtet. Zum Einen, um die Möglichkeit zu geben Heizenergie einzusparen (Passivhäuser) und zum Anderen Sonnenkollektoren und / oder Solarzellen auf das Süddach zu installieren.

  2. Die Dachflächen der Gebäude der Sadt, der Stadtwerke und der städtischen Wohnbaugesellschaft werden ebenfalls für Kollektoren oder Solarzellen genutzt.

  3. Größere Flächen (z.b. Hallen, Schulen, Sportzentrum etc.) könnten auch für „Bürgeranlagen“ zur Verfügung gestellt werden. Damit könnten sich auch Bürger engagieren, die entweder keine geeigneten Flächen (schlechte Ausrichtung der Gebäude) bzw. als Mieter kaum Chancen auf eine eigene Solaranlage haben, beteiligen.

  4. Ein Energieausweis für alle städtischen Gebäude und die der städtischen Wohnungsbau-Gesellschaft wird eingeführt. Hiermit wird das Energieeinsparpotential ermittelt und die Sanierung der Gebäude nach Prioritäten voran getrieben. Seit Jahresbeginn ist das CO2 – Gebäudesanierungsprogramm auf öffentliche Gebäude ausgeweitet worden. Gefördert werden u.a. energetische Maßnahmen an Schulen deren Turnhallen und an Kindertagesstätten. Voraussichtlich ab dem Jahr 2008 wird es nach der novellierten Energieeinsparverordnung (EnEV) auch für die öffentliche Hand Pflicht sein, ihren Gebäudebestand zu überprüfen. Die Kommunen werden durch den Staat aufgefordert eine Vorbildfunktion beim Thema Energieeffizienz zu übernehmen.

  5. An allen Stadt-Schulen wird das „Fifty–Fifty“ Modell vorgeschlagen. Schüler, Lehrer und Eltern entwickeln mit Beratung der Hausmeister und der Umweltabteilung Energiesparmaßnahmen. Die Schulen behalten die Hälfte des eingesparten Geldes.

  6. Bei Neuanschaffungen von städtischen Fahrzeugen werden Erdgasautos bevorzugt. Die Stadt achtet darauf, dass ein Grenzwert von 120 Gramm Kohlendioxid pro Kilometer eingehalten wird. Ab 2010 soll der Grenzwert auf 100 Gramm CO2 pro Kilometer sinken. Die Citybusse werden ebenfalls- bei der nächsten Ausschreibung – auf Erdgas oder alternativ auf Biodiesel umgestellt.

  7. Biomasse- und Biogaskraftwerke sind von der Stadt bzw. von der Energieversorgung Alzenau (EVA) zu prüfen. Beispiele hierfür sind die Versorgung des neuen Baugebietes „Rother Strauch“ (spätere Umstellung der Prischoßhalle und des Sportzentrums) mit Wärme und Strom sowie die Verstromung des Biogases in der Kläranlage durch die Stadtwerke Alzenau. In der Anlage weisen wir darauf hin, dass aktuell in Bruchköbel-Roßdorf eine Biogasanlage realisiert werden soll. (Artikel in der Gelnhäuser Neuen Zeitung vom 14.06.2007).

  8. Der Bau kleiner Wasserkraftwerke an der Kahl ist durch die Stadt oder die EVA zu prüfen. Insbesondere der Bereich des vorgesehenen Ausbaus der Kahl von in Alzenau bis zur Bundesautobahn A 45 bietet sich hierfür an. Bereits an der Mühlwegbrücke soll das Flussbett um 0,7 m tiefer gelegt und somit könnte die Wasserkraft der Kahl umweltfreundlich genutzt werden. In unserer Partnergemeinde Pfaffstätten ist ein Schritt in Richtung Nutzung der Wasserkraft unternommen worden. Im Frühjahr 2006 wurde am Wiener Neustädter Kanal ein Kleinwasserkraftwerk in Form einer sogenannten ”Staudruckmaschine” errichtet. Die neue Maschine nutzt wirtschaftlich erstmals neben der potentiellen Energie (Fallhöhe) auch die dynamische Energie (Strömungsenergie). Ein weiterer Vorteil liegt in einer ”völligen Durchgängigkeit für Wasserlebewesen und Geschiebe”, im Klartext: es sind keine Feinrechen notwendig, Schwemmgut kann auf Grund des großen Schluckvermögens zu 95% durchfließen und es besteht dadurch keinerlei Gefahr für die Fische. (siehe auch die Mitteilung der Gemeinde Pfaffstätten vom 15.12.2005 in der Anlage) Ein Erfahrungsaustausch mit der Partnergemeinde Pfaffstätten hinsichtlich der Nutzung der Wasserkraft ist von Seiten der Stadt Alzenau bzw. der EVA anzustreben. In diesem Zusammenhang möchten wir auf unseren Antrag vom 27.10.2004 verweisen.

Abschließend schlägt die Stadtratsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen eine Info-Kampagne zum Thema Klimaschutz und Energiesparen vor. Über die Volkshochschule und die Schulen soll die Umweltabteilung das Thema verstärkt in die Alzenauer Bürgerschaft und die Vereine einbringen.

Wir bitten um zeitnahe Beratung und Beschussfassung der o.g. Punkte im Stadtrat bzw. in den zuständigen Ausschüssen und um Weiterleitung an die Energieversorgung Alzenau (EVA).

Burkard Jung
BÜNDNIS 90 / DIE GRÜNEN
STADTRATSFRAKTION